B-Part – Preisgekrönte Holzbauweise für Temporärkonzepte
„Schade, dass das schöne Gebäude nicht dauerhaft dort stehen bleibt – also nutzt die Zeit!“ so kommentierte ein Leser die Bilder zum „B-Part am Gleisdreieck“, die anlässlich der Bewerbung um den „Berliner Holzbaupreis 2019“ veröffentlicht wurden. Das „schöne Gebäude“ soll tatsächlich als temporärer Holzbau nur vier bis fünf Jahre auf dem ehemals brachliegenden Areal im nördlichen Park am Gleisdreieck stehen, bevor es abgebaut und anderenorts erneut errichtet werden soll.
In der Zwischenzeit dient das „B-Part“ als „Blueprint“ für dieses Stadtquartier der Zukunft: ein einzigartiges Experimentierfeld für alle, die unter einem Dach Lösungen zur Arbeit in der Zukunft, zu zukunftsfähiger Mobilität und urbaner Gemeinschaften diskutieren und entwickeln möchten.
Experimentierfeld für Lösungen der Zukunft
Das Projekt zeigt im kleinen Maßstab, wie die geplante „Urbane Mitte Am Gleisdreieck“ einmal werden soll: Ein Ort für Menschen und Unternehmen, die sich verändern, weiterentwickeln und verwirklichen wollen.
Bei dem fast komplett aus Holz gefertigten B-Part Am Gleisdreieck ist der Anspruch an die Architektur hoch. Für die Planung zeichneten Scharabi Architekten (Susanne und Farid Scharabi) verantwortlich, die in Berlin bereits verschiedene mehrgeschossige Bauten in einer Holzbauweise geplant und überwacht haben.
Naturnahe Atmosphäre und angenehmes Raumklima
Das Herzstück des Gebäudes ist das „Urban Ideation Lab“ mit kostenfreien Arbeitsplätzen für Start-ups, Entrepreneurs und Interessierte zur Erforschung zukunftsorientierter Inhalte. Das B-Part erzeugt darin einen „Innovation Space“, der die Verknüpfung von Coworking, Kultur, Events, Sport und Café eine interdisziplinäre Symbiose ermöglicht.
Die sichtbaren Holzdecken und die mit Seekieferplatten bekleideten Wände ergeben eine naturnahe Atmosphäre und ein angenehmes Raumklima im Inneren des Gebäudes. Auf den 1.000 m² reihen sich ein öffentliches Café mit Terrasse, Flächen für Kunstausstellungen sowie Multifunktionsräume aneinander. Im „Open Space“ finden die Nutzer Angebote für unterschiedliche Arbeitssituationen, wie eine Fokusbox für vertrauliche Gespräche oder Telefonate. Auf der „Spanischen Treppe“ können sie am Laptop arbeiten und dabei verschiedene Sitzpositionen einnehmen und ungezwungen miteinander kommunizieren. Große Workbenches dienen der Teamarbeit und Teammeetings.
Konstruktion
Ein besonderes Highlight des Gebäudes ist die nachhaltige Bauweise: errichtet in vorgefertigter Element-Holzbauweise bindet das verbaute Holz 350 Tonnen CO2. Die Konstruktion besteht aus Holzrahmen im Bereich Decke und Außenwand, aus Brettsperrholzdecken und -dach sowie einer Fassade in Holztafelbauweise und lässt sich in kurzer Bauzeit errichten und auch wieder zerlegen. Die äußere Schalung aus Holzlatten sorgt für eine lebendige Wirkung des zweifach geknickten Baukörpers. Im Vorübergehen oder -fahren scheint sich die Fassade kaleidoskopisch zu ändern. Für den Außenbereich ist noch ein öffentlich zugänglicher Sportparcours in Planung.
Die Holzkonstruktion des Gebäudes ist vor allem umwelt- und klimafreundlich. Durch die Wiederverwendbarkeit entspricht das Gebäude dem Konzept einer „Circular Economy“: es wird so lange wie möglich in Betrieb gehalten. So wird der Wert der verwendeten Ressourcen maximiert.
Brandschutz mit „Spanischer Treppe“
Alle Bauteile – Tragkonstruktion, Treppen, Decken, Wände, Fassade und Dach – wurden feuerhemmend in Holzbauweise errichtet und auf Einzelfundamenten aus Recyclingbeton, gegründet. Die überwiegende Verwendung von brennbaren Baustoffen ist in der Gebäudeklasse (GK) 3 möglich. Das Gebäude weist verschiedene Nutzungsarten auf, die – mit minimierten Trennungen und ohne notwendige Flure – flexibel ineinandergreifen können. Im Café sind im Innenbereich ca. 60 Sitzplätze, im Außenbereich ca. 50 Sitzplätze vorgesehen.
Die verschiedenen Nutzungsbereiche sind brandschutztechnisch getrennt und gleichzeitig über einen zentralen Raum mit der „Spanischen Treppe“ miteinander verbunden. Die Flucht bzw. Rettung der anwesenden Personen wird über mehrere bauliche Flucht- und Rettungswege, eine frühzeitige Alarmierung und kurze Fluchtwege sichergestellt. Darüber hinaus sind organisatorische Maßnahmen sowie die Begrenzung der maximalen Personenzahl in einzelnen Räumen auf 200 Personen vorgesehen.
Bautafel
Architekt
Scharabi Architekten
Tragwerksplaner
ifb frohloff staffa kühl ecker
Brandschutzplanung
Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz
Holzbau
Renggli International AG
Bauherr
Copro Jägerstr. 4 | 10117 Berlin
Nutzung
Multifunktionsgebäude (Coworking, Café, Urban Ideation Lab, Events, Kultur, Sport)
Bauart
Zweistöckiger Holz-Systembau
Geschossigkeit
2 Geschosse
Bruttogrundfläche in qm
1.065 m
Berliner Holzbaupreis 2019