Rettungswegführung in Beherbergungskomplex mit Hinterhofbebauung

Quelle: jim knöpfle architects

Bei dem Vorhaben handelt es sich um den neungeschossigen Neubau eines Hotels mit 111 Zimmern in der Ackerstraße 89 in 13355 Berlin. Der Entwurf stammt von jim knöpfle architects für den Bauherren AB Group. Der Gebäudekomplex soll in Massivbauweise aus Beton errichtet werden. Dabei wird die markante Fassade als nichttragende Elementfassade ausgeführt und mit Natursteinplatten verkleidet.

Das Gewerbegrundstück befindet sich in zentraler Lage von Berlin-Mitte, im nördlichen Teil der Ackerstraße. Die Umgebung verfügt über eine sehr gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung unweit des Nordbahnhofs. Durch die längliche Form des Grundstückes und der damit einhergehenden Hinterhofbebauung durch den zweiten Hotelturm ist aus brandschutztechnischer Sicht vor allem die Rettungswegführung herausfordernd.

Aufteilung und Gebäudestruktur

Das Unter- und das Erdgeschoss sind ein gemeinsamer Baukörper; ab dem 1. Obergeschoss ist der Neubau als zwei Hoteltürme (Vorderhaus und Hinterhaus) konzipiert. Der ebenerdige Hauptzugang mit seinem zweigeschossigen Foyer ermöglicht den Zugang zu allen Bereichen des Hotels und mit zwei Aufzügen können alle Ebenen angefahren werden. Mit der Lobby entsteht so ein Dreh- und Angelpunkt zwischen den Geschossen und dem Innenhof.

Die insgesamt 111 Hotelzimmer verteilen sich im Erdgeschoss auf vier barrierefreie Hotelzimmer und in den Obergeschossen auf weitere 107 Zimmer. Neben der Lobby befinden sich im Erdgeschoss zusätzlich teilbare Konferenzräume mit einem vorgeschalteten Foyer und der angrenzenden Eventküche.

Im 1. Untergeschoss erweitern zusätzlich ein Aqua- Bewegungsbereich mit Sauna und ein Fitnessraum das Angebot für die Hotelgäste. Des Weiteren kann hier ein Clubraum mit direktem Zugang zur Ackerstraße angemietet und für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden.

Bauordnungsrechtliche Einstufung

Aufgrund der Höhe des obersten Aufenthaltsraumes mit 20,16 m über dem Geländeoberfläche im Mittel ist das Gebäude gemäß § 2 (3) BauO Bln in die Gebäudeklasse 5 einzustufen. Entsprechend § 2 (4) Nr. 8 BauO Bln handelt es sich bei der baulichen Anlage um einen Sonderbau (Beherbergungsstätte mit mehr als 12 Betten).

Die maximale Ausdehnung des Gebäudes beträgt 55,70 m x 14,60 m mit einer Bruttogrundfläche von ca. 814 m2. Das Gebäude wurde auf Basis der gültigen BauO Bln beurteilt. Des Weiteren wurde die Sonderbauvorschrift MBeVO für die Beurteilung hinzugezogen.

Im Rahmen des Brandschutzkonzeptes wurden sowohl Abweichungen nach § 67 BauO Bln als auch Erleichterungen nach § 51 BauO Bln beantragt, wie zum Beispiel die in der Perspektive dargestellten Glasbausteine in den Brandwänden, welche in feuerbeständiger Qualität ausgeführt werden.

Brandschutzvisualisierungszeichnungen Erdgeschoss (Quelle: brandschutz plus GmbH)

Rettungswegführung

Für die Rettungswegführung innerhalb des Gebäudekomplexes wurden ebenfalls Abweichungen gestellt und in Zusammenarbeit mit dem Prüfbüro für Brandschutz gemeinsame Lösungen erarbeitet, welche dennoch das bauordnungsrechtliche Schutzziel sichern:

Brandschutzvisualisierungszeichnungen 2. Obergeschoss (Quelle: brandschutz plus GmbH)

Der Rettungsweg aus den Beherbergungsräumen des 1. -7. Obergeschosses führt jeweils über einen notwendigen Flur in einen außenliegenden Sicherheitstreppenraum. Da für Wohnungen ein Rettungsweg über einen Sicherheitstreppenraum ausreichend ist, kann aufgrund der ähnlichen Nutzung bei einem Beherbergungsraum die Rettungswegführung über einen Sicherheitstreppenraum als ausreichend bewertet werden.

Da jedoch gemäß § 3 (1) MBeVO für jeden Beherbergungsraum mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege vorhanden sein müssen, wurde hier eine Abweichung nach § 67 (1) BauO Bln von den Anforderungen beantragt und zugelassen. Der Sicherheitstreppenraum ist dabei so konzeptioniert, dass der Treppenraum über den offenen Gang sicher erreichbar ist. Ein höher qualifizierter Öffnungsabschluss mit feuerhemmenden, rauchdicht- und selbstschließenden Türen trägt ebenfalls dazu bei, dass der Treppenraum vor dem Eindringen von Feuer und Rauch geschützt ist.

Die Rettungswegführung ist jedoch mit dem Erreichen des Sicherheitstreppenraums noch nicht abgeschlossen. Auch für den hinteren Hotelturm muss die Flucht ins sichere Freie sichergestellt sein und mit dem Verlassen des Sicherheitstreppenraumes im Erdgeschoss müssen wieder zwei voneinander unabhängige Rettungswege zur Verfügung stehen.

Während der erste Rettungsweg direkt über den notwendigen Flur in den Hof im Erdgeschoss führt, wird ein zweiter, unabhängiger Rettungsweg über das Untergeschoss geführt. Sollte also ein Brand im Erdgeschoss zwischen den beiden Hoteltürmen entstehen, kann trotzdem über eine weitere notwendige Treppe im Hinterhaus vom Erdgeschoss ins Untergeschoss gegangen werden. Dort kann parallel zur Rettungswegführung im Erdgeschoss, jedoch brandschutztechnisch sicher abgetrennt, bis zur notwendigen Treppe im Vorderen Gebäude gegangen werden, welche direkt auf die Ackerstraße führt.

Brandschutzvisualisierungszeichnungen Untergeschoss (Quelle: brandschutz plus GmbH)

Anlagentechnik

Um die Benutzbarkeit der Rettungswege zur Selbstrettung ausreichend lange sicherzustellen, werden die notwendigen Flure und die von diesen zugänglichen Abstellräumen durch eine Brandmeldeanlage überwacht. So werden die Hotelgäste und Nutzer gewarnt, bevor eine Beeinträchtigung des offenen Ganges bzw. des Treppenraumes erfolgen könnte. Zusätzlich wird auch das Erdgeschoss (flächendeckend) sowie die Galerie im 1. Obergeschoss durch die Brandmeldeanlage im Rahmen der Kategorie 1 Vollschutz überwacht.

Bautafel

Bauherr: AB rooms GmbH, Berliner Allee 168, 13088 Berlin

Architekt: jim knoepfle architects / Tilo Weber, Kreuzbergstraße 31, 10965 Berlin (falls Link hinzufügen: https://www.jimknoepfle.de/)

Brandschutz: brandschutz plus GmbH, Berlin, Bearbeitung: Dunja Morge

Umfang: Leistungsphase 1-4

Maßnahme: Neubau Hotel mit zwei Hoteltürmen

Gebäude: 7 Geschosse

Lage: Ackerstraße 89 in 13355 Berlin

BGF: des Bildungshauses gesamt: ca. 8240 m²

Baurechtliche Einstufung: GK 5, Sonderbau wegen der Sonderbautatbestände

Brandschutzprüfer: Prüfingenieur für Brandschutz VPI, Dipl.-Ing. Marek Buchert (falls Link hinzufügen: https://bpg-berlin.de/)

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Dunja Morge

Prokura
Team- & Projektleiterin
Dipl.-Ing. Architektur (FH)
Fachplanerin für den vorbeugenden Brandschutz (hhpberlinU)
Brandschutzbeauftragte (hhpberlinU)

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