Vortrag: „Unvorhergesehenes bei der Brandschutzmontage“

„Gutes tun und darüber reden“ – ein Grundprinzip des brandschutzplus Firmengründers Reinhard Eberl-Pacan und ein Konzept, das zum gegenseitiges Austausch von Wissen anregen soll. Eine ähnliche Philosophie verfolgen die Holzbau Partnertage, kurz Hoba-Partnertage. Einmal im Jahr lädt der Veranstalter Holzbau Schmid GmbH & Co. KG (HOBA) zum Austausch, zu Diskussion und Wissenszuwachs ein. Holzbau Schmid, ein traditionsreiches Unternehmen aus dem Schreinerei-Handwerk, hat sich einen hervorragenden Ruf mit seiner breiten und innovativen Produktpalette zu Brandschutzelementen erworben. Die Hoba-Prtnertage verknüpfen Themen rund um den Brandschutz, Unternehmensführung und Marketing.

Was sind die HoBa Partnertage 2023

Vom 15.06.2023 – 16.06.2023 versammelten sich Hersteller, Vertreter und Interessierte aus dem Bereich Bauprodukte und Brandschutz in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf und erlebten ein sowohl informatives als auch unterhaltsames Programm. Der Schwerpunkt am ersten Tag lag dabei auf dem Self-Marketing speziell für das Handwerk. Tipps und Tricks für die unkomplizierte Videoproduktion für die mittlerweile unabkömmlichen Social Media Kanäle wurden von Anuschka Bačić von Bačić Media vorgestellt. Der zweite Tag widmete sich Problemen der Montage, deren Lösung und einem Einblick in die neuen Produktentwicklungen der Gastgeber. Ergänzt wird die Veranstaltung mit einem Marktplatz, auf dem Anbieter von Bauprodukten des baulichen Brandschutzes präsentieren konnten und einer Abendveranstaltung. Dieses entspannte und konstruktive Miteinander ist eine besondere Qualität der Hoba-Partnertage.

HoBa Partnertage 2023 (© Holzbau Schmid GmbH & Co. KG)

Brandschutzplus bei den HoBa Partnertagen:

Als Brandschutzfachplaner zeichnen wir uns vorrangig für den vorbeugenden Brandschutz verantwortlich. Wir prüfen die rechtlichen Grundlagen, definieren brandschutztechnische Anforderungen an die Bauteile und beraten bei Problemen der Bauausführung. Das Publikum der Hoba-Partnertage ist vorranging im baulichen Brandschutz aktiv. Jene Fachleute, die unsere Vorgaben später in die Tat umsetzen. Was können wir also Informatives beitragen? Genau das. Unsere Sicht auf den Brandschutz und den Prozess der Planungsbegleitung. Denn ein Bauprojekt ist keine lineare Einbahnstraße. Auch wenn die theoretische Arbeit als Grundlage für die praktische Ausführung dient, kommt es nur allzu oft vor, dass Fragestellungen und Probleme auf der Baustelle auftreten, die wiederum Einfluss auf Bauunterlagen haben können. Eine steter Austausch über die Leistungsphasen und Gewerke hinweg kann hier helfen, die sinnvollsten Lösungen für jedes Projekt zu finden. Brandschutzplus kann dabei auf weitgreifende Erfahrungen aus verschiedenen Bauprojekten zurückgreifen und dadurch wiederum eine vielseitige Palette an Lösungen anbieten. Die Architektin und Brandschutzfachplanerin Cornelia Halbach stellte in ihrem Vortrag die Arbeit des Brandschutzsachverständigen vor und wie er konkret bei Problemen unterstützen kann.

Cornelia Halbach auf den HoBa Partnertagen 2023 (© Holzbau Schmid GmbH & Co. KG)

„Unvorhergesehenes bei der Brandschutzmontage – Welche Aufgaben hat ein Brandschutzsachverständiger und in welcher Form kann er unterstützen“

Überraschungen können überall auftauchen – egal ob im Neubau oder bei Bestandsbauten. Dabei sind die Probleme so mannigfaltig wie ihre Lösungen. Angefangen von der Klärung der rechtlichen Grundlagen für ein Bauvorhaben und den daraus entstehenden Anforderungen an das Gebäude, seine raumabschließenden Teile, den Rettungswegen, technischen und organisatorischen Maßnahmen. Doch was kann unternommen werden, wenn auf der Baustelle festgestellt wird, dass Bauteile nicht den bisherigen Erwartungen entsprechen, gelieferte Produkte nicht die Anforderungen der Baubeschreibung erfüllen oder Zulassungen ablaufen?

Bevor man alles abreißt und neu baut oder Waren komplett ersetzen muss, kann es lohnend sein, zunächst die Sachverhalte prüfen zu lassen. Bei Bestandsbauten kann beispielsweise oft der genehmigte Bestand geltend gemacht werden. Dies bedeutet: ,,Ist ein Gebäude zu einem Zeitpunkt einmal nachweislich als legal errichtet eingestuft worden, bleibt dieser Status bestehen, auch wenn sich das Baurecht später ändert.“ Sofern keine konkrete oder abstrakte Gefahr besteht oder eine andere Nutzung geplant ist, die eventuell höhere Anforderungen stellt, kann das Gebäude oft ohne größeren Aufwand weiter genutzt werden. Sollten jedoch Bauteile nicht den Erwartungen entsprechen, kann durch Analyse des Aufbaus und Abgleich mit den entsprechenden DIN Normen meist der Feuerwiderstand und Raumabschluss ermittelt werden. Ist jedoch der Zustand der Bausubstanz unklar, muss durch eine Öffnung der Bauteile oder Entnahme eines Bohrkerns konkret das Material geprüft werden. Hier kann der Brandschutzsachverständige meist in enger Abstimmung mit dem Statiker eine entsprechende Bewertung durchführen.

Auflistung Schutzziele nach MBO (Grafik brandschutzplus)

Diese kann ergeben, dass rechtliche Anforderungen auch weiterhin erfüllt werden (formale Legalität) oder das Material an sich in solcher Qualität verbaut wurde, dass auch die aktuellen rechtlichen Vorgaben erfüllt werden (materielle Legalität). Doch dies ist nicht immer der Fall. Gerade bei Bestandsbauten haben sich durch die Weiterentwicklung des Baurechtes höhere Ansprüche an die Statik, den Feuerwiderstand und die Qualitäten der Rettungswege ergeben. Hier sollte die Situation des jeweiligen Projektes genau analysiert und schutzzielorientiert bewertet werden. Nicht immer ist die exakte Einhaltung der rechtlichen Vorgaben der beste Weg. Oft wird hier nur ein mögliches Vorgehen beschrieben. Als Fachplaner ist es unsere Aufgabe, die Gegebenheiten vor Ort oder in der Planung zu bewerten und einzuschätzen, ob ein äquivalenter Schutz hergestellt werden kann.

Ist dies nicht der Fall, werden Maßnahmen vorgeschlagen, um den Mangel auszugleichen. Geben Bauteile beispielsweise 30 Minuten früher während eines Brandes nach, muss diese fehlende Zeit für die Evakuierung der Nutzer und den Löschangriff der Feuerwehr anders hergestellt werden. Eine gute Möglichkeit bietet hier der technische Brandschutz. Findet eine frühzeitige Alarmierung der Nutzer und der Brandschutzdienststelle statt, dann kann die Zeit durch die technischen Maßnahmen „kompensiert“ werden. Die Beschreibung und Bewertung solcher Abweichungen vom Baurecht hält der Brandschutzplaner im Brandschutzkonzept fest. Wird das Konzept erfolgreich geprüft, erhält es die volle Rechtsgültigkeit.

Neben dem Brandschutzkonzept stehen auch Gutachterliche Stellungnahmen oder Machbarkeitsstudien zur Verfügung. Eine gutachterliche Stellungnahme behandelt spezifische Fragestellungen eines Bauprojektes und gibt die begründete Meinung eines Fachgutachters wieder. Eine Machbareitsstudie ermittelt vor Baubeginn die Grundlagen und bewertet mögliche Probleme. Beide Dokumente werden nicht automatisch geprüft und besitzen so zunächst nur einen empfehlenden Charakter. Diese Dokumente können bei der Meinungsfindung von Behörden hilfreich sein.

Zulässigkeit von Abweichungen und Maßnahmen (Grafik brandschutzplus)

Auf der Baustelle selbst ist eines der größten Probleme oft die Zeit selbst. Kommt es hier zu Verzögerungen im Bauablauf, entstehen Kosten, die schnell unangenehme Ausmaße erreichen können. Ein Grund für Verzögerungen kann der Nachweis für Beiprodukte sein. Erfüllen diese nicht die vorher definierten Vorgaben, muss ebenfalls die daraus entstehende Gefährdung bewertet werden und ggf. in Abstimmung mit den Behörden, zuständigen Brandschutzdienststellen und Prüfern die Zulässigkeit geklärt werden.

Laufen die Zulassungen aber selbst ab, bestehen neben den gängigen allgemeinen Bauart Genehmigungen aBG und allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) die Möglichkeit einer Zulassung im Einzelfall (ZiE). Diese muss beim DIBt beantragt werden und gilt bei Zulassung ausschließlich für das beantragte Bauvorhaben.

Weitere Möglichkeiten sind nicht wesentliche Abweichungen und Konformitätserklärungen. Hier können die Hersteller selbst die Verantwortung übernehmen, indem Sie bestätigen, dass Ihre Produkte in Übereinstimmung mit den geltenden Normen hergestellt wurden und auf der Baustelle verbaut werden können (nicht wesentliche Abweichungen).

So vielfältig wie die Probleme bei der Bauausführung sind somit auch mögliche Lösungen. Die Verantwortlichkeiten liegen dabei oft nicht nur bei einer Person. Am effektivsten ist daher eine problemorientierte Abstimmung der Beteiligten, um jeweils eine für das Projekt sinnvolle Möglichkeit zu finden. Als Brandschutzplaner steht unser Team von brandschutzplus hier für alle Leistungsphasen zur Verfügung.

Danke fürs Zuhören (Grafik brandschutzplus)

Veröffentlicht am 3. Juli 2023.