Eine spektakuläre Aktionsfläche für Online-Spiele und ihre Entwickler
Berlin war 1929 Zentrum europäischer Audio- und Schallplattenindustrie. Als stummer Zeuge steht das ehemalige Produktionsgebäude der Carl Lindström AG in Kreuzberg direkt am Ufer der Spree. Mit zurückhaltender Architektur, schrägem Design und intelligentem Brandschutz schaffen AO Architekten, LINDEMANN PROJEKTNET und Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz hier eine spektakuläre Aktionsfläche für Online-Gamer.
Europas größter Schallplattenproduzent
Das 1928/29 in Berlin direkt am Ufer der Spree erbaute Gebäude Schlesische Straße 27 diente ursprünglich der Carl Lindström AG als Firmensitz. Deren Gründer und Mitinhaber Carl Lindström vertrieb bereits zur Zeit der Schellakplatten die Schallplattenmarke Odeon. Sein neuerbauter Berliner Stammbetrieb produzierte damals täglich rund 150.000 Schallplatten und 1.000 Sprechmaschinen. Er machte Carl Lindström zum Schallplattenkönig auf dem europäischen Kontinent.
Nachdem sich spätestens 1961 die Schallplattenindustrie aus Berlin verabschiedet hatte, diente das Gebäude mit der ungewöhnlichen Lage unmittelbar am Wasser und an der Berliner Mauer, mehr und mehr kreativen Köpfen, z. B. Architekten, Stadtplanern, Designern und Grafikern, als Büro- und Atelierraum.
Sockel- und Erdgeschoss des Bürogebäudes Schlesische Straße Berlinbeherbergten eine Möbeltischlerei und ein Büro für Stadtplanung, bis sie jetzt – durch Teilabriss einer Decke und einer Trennwand – umgebaut wurden zu einem spektakulären Großraumbüro mit einer Fläche von ca. 1.300 m², ca. 50 m Länge und einer ca. 6 m hohen Glasfassade.
Brandschutz für Online-Gamer
„Wir sind auf dem Weg, eine weltweit führende aktive Gamer-Community zu schaffen“, erläuterte Dr. Pascal Zuta, Bauherr und Managing Director der 2008 gegründeten Aeria Games Europe GmbH, deren Mutterfirma im Silicon Valley sitzt, die Ziele seines aufstrebenden Unternehmens, das die Fläche am Spreeufer anmietete.
Aus der neu entstandenen Kreativschmiede und Aktionsfläche für Entwickler und Betreuer rasanter Internetspiele, wie Battlefield Heroes oder Realm of Titans, bietet sich ein herrlicher Blick auf die Spree, auf historische und brandneue Gebäude sowie Lofts mitten in Mediaspree, eine Ansammlung junger Unternehmen zwischen Jannowitz-, Oberbaum- und Elsenbrücke, unter ihnen das Musiklabel Universal Music oder der TV-Sender MTV.
Aufgrund der installierten Brandmeldeanlagen (BMA) mit manuellen und automatischen Meldern und der überdurchschnittlich guten
Rettungswegsituation im Sockel- und Erdgeschoss (jede Ebene mehr als zwei Rettungswege) sieht das Brandschutzkonzept eine Feuerwiderstandsdauer für diesen Deckenbereich von F 30-B vor. In den Räumen, die von AO Berlin und LINDEMANN PROJEKTNET geplant und ausgestattet wurden, genießen die Schöpfer virtueller durchtrainierter Blondinen mit Schwert, muskelbepackter Helden und zähnefletschender Monster einen sicheren Brandschutz. Für die etwa 60 Mitarbeiter wurde ein Sicherheitskonzept entwickelt, das auf dem Zusammenwirken baulicher, anlagentechnischer und organisatorischer Brandschutzmaßnahmen basiert.
Brandschutz an der Spree – Bürogebäude Schlesische Straße Berlin – Ertüchtigung der Galeriekonstruktion
Das Gebäude wurde in seiner Bauzeit 1928 überwiegend aus massiven Baustoffen errichtet. Die Haupttragkonstruktion ist eine monolithische Stützen-Riegel-Konstruktion aus Stahlbeton und aussteifenden Mauerwerkswänden.
Entstanden aus einer vollwertigen massiven Stahlsteindecke (sogenannte Kleine’sche Decke aus I-Trägern, Flacheisen, Hohlziegeln und einer Betondruckschicht von ca. 5 cm Stärke) war die Galerieebene und ihre brandschutztechnische Ertüchtigung zentraler Bestandteil des Brandschutzkonzeptes. Nach fast 90 Jahren Um-, An- und Ausbauten, die von wechselnden Anforderungen, aber nicht immer von regelgerechter Ausführung geprägt waren, wurde die Galerieebene an die Zielstellung eines individuellen, schutzzielorientierten Brandschutzkonzeptes angepasst.
Während ein Teil der Galerie noch die ursprünglichen verkleideten Stahlträger aufweist, die durch zusätzliche verkleidete Stahlunterzüge und Stahlstützen abgefangen werden, sind andere Bereiche provisorisch als einfache unbekleidete Stahlkonstruktion errichtet worden. Zur sicheren Entfluchtung und Begehbarkeit für die Rettungskräfte der Feuerwehr musste die Decke brandschutztechnisch ertüchtigt werden.