Le Corbusier
1923 rüttelte Le Corbusier mit seinem Aufruf „Vers une Architecture“ heftig an den starren Strukturen einer überkommenen Auffassung von Architektur und Ästhetik.
WISSEN UND ENTWERFEN
Sind wir nicht wieder in einer Situation, in der Wissen und Entwerfen weit auseinanderklaffen?
Wir wissen um neue Baustoffe, um neue Möglichkeiten der Technik und der Baukunst. Wir wissen auch, dass unsere alten Baugewohnheiten, dass die Häuser aus Ziegel und Beton, eingepackt, bei Kälte und Hitze, in einen dicken „Wintermantel“ weder den Bedürfnissen an gesundes Wohnen und Arbeiten noch der Notwendigkeit entsprechen, Umwelt und Ressourcen zu schonen und sie intelligent einzusetzen.
Ist die Baukunst heute wieder „in peinlicher Rückentwicklung“?. Ist Baukunst kein „kluges, korrektes und herrliches Spiel vereinter Körper im Licht“?
SPARSAMKEIT UND BERECHNUNG
Intelligentes Entwerfen beachtet „das Gesetz der Sparsamkeit“ und wird geleitet durch Berechnungen. Ein solcher Entwurf „versetzt uns in Einklang mit den Gesetzen des Universums. Er erreicht die Harmonie“. Wir Architekten müssen durch den Einsatz von Material, Form und Technik „eine Ordnung“ schaffen, „die reine Schöpfung“ dieses Geistes ist. Nur so können wir unsere Bauherrn, unsere Auftraggeber, unsere Partner und alle am Bau Beteiligten mitreissen und für eine neue Architektur gewinnen.
DREI MAHNUNGEN AN DIE HERREN ARCHITEKTEN
I. Der Baukörper
„Unsere Augen dienen dazu, die Formen im Licht zu sehen.“ Ein verpacktes Gebäude mag einzeln ein Kunstwerk sein, wenn wir die Struktur moderner Tragwerke jedoch verstecken müssen, leiden unsere ästhetischen Augen, die angesprochen werden wollen „von der Logik der Geometrie“ und unser Geist, der herausgefordert werden will „durch die Schlüssigkeit der Mathematik“.
II. Die Fassade
„Ein Baukörper wird von einer Fassade umhüllt, einer äußeren Haut, die sich gliedert, den formbestimmenden und formerzeugenden Elementen des Baukörpers entsprechend, und die die Individualität dieses Baukörpers festlegt.”
Weil wir über die Struktur der Gebäude nicht nachdecken, müssen wir Architekten heute dagegen die Fassade dem notwendigen Kälteschutz unterwerfen. Wärmedämmung muss eins werden mit der Struktur des Tragwerks.
II. Der Entwurf
„Aus dem Entwurf entsteht alles.“
Ohne Entwurf ist Unordnung, Willkür. Der Entwurf bedingt bereits die Wirkung auf die Sinne.
Die großen Probleme von morgen, die von den Bedürfnissen der Gesamtheit diktiert werden, werfen die Frage des Grundrisses erneut auf. Das moderne Leben verlangt, ja fordert für das Haus und die Stadt einen neuen Entwurf.
Veröffentlicht am 14. September 2019.