Holzbau mit verringertem Feuerwiderstand und geschossübergreifenden Fluchtwegen über Balkone

Das Mehrfamilienhaus befindet sich im ruhigen Wohngebiet Wilhelmstadt in Berlin-Spandau und besteht aus vier Nutzungseinheiten, von denen drei als Maisonette-Wohnungen angelegt sind. Es war der Wunsch der Bauherren, mit Holz zu bauen, nur das Untergeschoss erforderte Stahlbeton.

Das Maß der Fußbodenoberkante im 2. DG liegt bei 10,16 m, damit wird das Gebäude in Gebäudeklasse 4 eingestuft, da zudem die einzelnen Nutzungseinheiten jeweils kleiner als 400 m² sind. Das Gebäude ist in eine leichte Hanglage eingebettet.

Das Brandschutzkonzept

Das Objekt wurde in Holzmassivbauweise errichtet. Die Abbrandberechnung erfolgte durch ein Büro für Tragwerksplanung, Prüfer und Feuerwehr genehmigten die Ausführung mit einem Feuerwiderstand von 45 Minuten statt 60 Minuten. Als Kompensation gelten sehr großzügige offene Aufenthaltsräume und vernetzte Rauchwarnmelder.

Der erste Flucht- und Rettungsweg wurde baulich hergestellt. Der zweite Flucht- und Rettungsweg wurde für die unteren Nutzungseinheiten (WE 1 & WE 2) baulich hergestellt und für die oberen Nutzungseinheiten (WE 3 & WE 4) über Rettungsgeräte der Feuerwehr gesichert.

Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Brandschutzplaner, Prüfer und Architekten wurde die folgende Lösung für den zweiten Flucht- und Rettungsweg der WE 3 & WE 4 entwickelt. Der zweite Rettungsweg erfolgt über Rettungsgeräte der Feuerwehr vom straßenseitigen Balkon des DG I aus. Jeweils beide Nutzungseinheiten verfügen über eine Balkontreppe, die den Balkon des DG II mit dem Balkon des DG I verbindet. Bei der WE 4 sind die verbundenen Balkone straßenseitig, bei der WE 3 sind die verbundenen Balkone hofseitig. Beide Wohneinheiten sind zur Daberkowstraße durchgesteckt, so dass auch die Bewohner der WE 3 den straßenseitigen Balkon über die eigene Wohnung erreichen.

Schnitt mit Balkontreppen (© rundzwei Architekten)

Zum Zeitpunkt der Bauantragsstellung galt die MHolzBauRL noch nicht, außerdem wurde hier in Holzmassivbauweise gebaut. Im Brandschutznachweis waren acht Abweichungen notwendig, die aber gut zu kompensieren waren, da aus allen Wohnungen Ausgänge zur Straße führen bzw. die Rettungswegsituation über die Balkone  eine gute Alternative darstellen. Die Wohnungen sind mit vernetzten Rauchwarnmeldern mit akustischen und optischen Signalgebern ausgestattet.

Das Gebäude liegt nur ca. 5 m vom öffentlichen Straßenland entfernt und in ca. 50 m Entfernung liegt ein Löschwasserhydrant.

Bautafel

Maßnahme: Neubau eines 4-Familienhauses in Berlin-Spandau

Baurechtliche Einstufung: GK 4

Auftraggeber: Daberkow 21 GmbH & Co KG

Entwurfsverfasser: rundzwei Architekten BDA

Brandschutz: brandschutz plus GmbH

Schnitt mit Innentreppen (© brandschutz plus GmbH)